5. Mauerweglauf 2016 - die 100 Meilen von Berlin

Samstag 13. bis Sonntag 14.8.2016

"Niemand hat die Absicht, 100 Meilen zu laufen"

Unter diesem Motto treffen sich jedes Jahr mehr Läufer um den Gedenktag des Mauerbaus herum, um in Berlin auf dem Mauerweg die 100 Meilen zu laufen. Mit Limit auf 350 Einzelstarter sowie zusätzlich 2er, 4er und 10er Staffeln zählt der Lauf zu den grössten 100-Meilenläufen der Welt.

In diesem Jahr wurde auch erstmalig durch das Brandenburger Tor gelaufen. Jeder Läufer trug dabei einen von einer davor aufgebauten Mauer entnommenen Stein hindurch, um so symbolisch die Mauer Stein für Stein einzureissen !
Ebenso war die Strecke durch die Panorama-Ausstellung am Checkpoint Charlie hindurch gelegt !


km 7 : Jeder nehme nur einen Stein ! *2

Als einziger heimischer Starter war ich 2016 dabei, meldete aber auch nur aus Frust, weil ich beim Spartathlon wie auch bei zig anderen Läufen 2016 nur auf die Warteliste gelangte. Da bei Meldung im Januar bereits das Limit voll war, rutschte ich im Juni noch von der Warteliste in den Lauf. Hier wollte ich meine 100-Meilen-Bestzeit von 19:05h (bisher nur auf Trail-Strecken gelaufen, Berlin hat dagegen nur 1075 Höhenmeter) verbessern. In diesem international stark besetzten Lauf ( siehe Starterliste) sah ich mich jedoch nicht in der Spitzengruppe, sondern eher in der ersten Verfolgergruppe.
Die Strecke kannte ich ja bereits vom 3-Tages-Etappenlauf in 2012. So würde ich mich nicht verlaufen, kannte aber auch die Berliner Randbezirks-Bürgersteige nach Vorkriegsstandard !

Der Start erfolgte am Samstag, 13.8. um 6 Uhr morgens. Zielschluss war Sonntag mittag 12 Uhr. Dazwischen lagen 161 km mit 27 Verpflegungspunkten, also im Schnitt alle 6 km. Es gab Live-Verfolgungsmöglichkeiten :
- Der Veranstalter kommentierte das Rennen im Live-Blog mit Fotos
- Die Zeitmessfirma erfasste an jedem Verpflegungspunkt die Durchläufe, durch Anclicken des Läufernamens wird dessen Verlauf sichtbar


km 2: Mauerreste an der Bernauer Strasse. Hier hatten wir am Vortag eine Teilnehmer-Führung ! *1


km 7: am Reichstag, die Uhrzeit geht 8 min vor *1


Nerviges Warten an roten Ampeln (sonst Disqualifikation) in morgendlich leerer Stadt kostet einige Minuten *1


Nach den ersten herbstlichen Temperaturen in den Vortagen wurde es genau zum Renntag wieder sommerlich : bereits morgens um 7 Uhr war es brühwarm !
Ich gehe im richtigen Tempo an und fühle mich davon nicht ausgelaugt. Jedoch meldet sich mein Rücken nach ca. 50km, wo ich fast zu gut in der Zeit liege. So beschliesse ich, mich beim ersten grossen Wechselpunkt hinzulegen, um den Rücken zu entlasten. Jedoch fällt es mir danach schwer, in den Laufrhythmus zurückzufinden.


In der Panorama-Ausstellung bin ich von den schnellen Läufern der Einzige, der aufs Aussichtspodest klettert *1


km 59: Am VP und Wechselpunkt Teltow mache ich die erste grössere Pause *2


km 76: Urlaubsfeeling und Hitze bei Schloss Babelsberg, Potsdam *1


Am Wasser beneide ich die Leute, die auf Ihrer Privatjacht mit Drink in der Hand an der Reling liegen. Da möchte ich tauschen !
Meine Gehpausen und der Durst nehmen zu. Am VP16 bei Pagel & Friends (km 98) bekomme ich sogar den Wunsch nach einem Eis erfüllt. Doch das ist meinem Magen wohl zu viel.
Nachmittags bekomme ich Panik, ob ich meine bei km 128 deponierte Stirnlampe und Warnweste rechtzeitig erreiche. Denn wer die um 21 Uhr nicht anhat, darf nicht weiterlaufen. Doch ich verechne mich : von 6 bis 9 Uhr abends sind es nicht 13 sondern 15 Stunden !


km 76: An der Glienicker Brücke *2


km 139: Nochmals Suppe und Kaffee im VP Naturschutzturm. Dies hatte bei km 128 meinen Magen beruhigt. Doch im zweiten Versuch nicht ! *1

Wie vorher geplant denke ich nachts daran, auf Sternschnuppen der Perseiden zu achten - doch es sind keine zu sehen.


Zieleinlauf um 1:46 Uhr. Die Jacke wäre nicht nötig gewesen, aber wer konnte das wissen ? *2


Ergebnis : Mein Ziel, Bestzeit zu laufen, habe ich deutlich verfehlt und schuld war die Hitze. Denn die zwang dazu, sehr viel zu trinken, bis der Magen rebellierte. Nach dreimaligem Übergeben bei km 98, 141 und 149 schleppte ich mich mehr gehend als laufend ins Ziel, um wenigstens ehrenhaft Finisher-Shirt und die Extra-Auszeichnung Buckle für ein Finish unter 24 h zu erhalten. So erreichte ich in 19:46:17h Gesamtplatz 23 (9. in der M45).
Mein zweitgrösstes Handicap deutlich hinter der Hitze war die Müdigkeit nach einer sehr unruhigen Nacht im Hostel Alcatraz.

Alle Podestplätze gingen international weg : Männer Israel, Schweden, Japan und Frauen Australien, Italien, England.
Mit 247 Finishern hat der Lauf für die Hitze eine sehr gute Finisherquote (71%), wurde aber nicht der grösste 100-Meilenlauf in Europa oder der Welt. Hinterher habe ich sogar in Schottland in 2010 einen mit 352 Finishern gefunden.
Ich muss mir also nochmals einen Lauf für eine ordentliche Bestzeit raussuchen.

Laufberichte Thomas Herget, LG Fulda

Bildlegende :
*1 : Bilder von meiner neuen Mini-CarKamera, die ich beim Laufen dabei hatte
*2 : Bilder vom Veranstalter